Wärmebedarfsplan Mönchengladbach: Viele Fragen, wenig Antworten - Sachverständiger Stephan Wilms fordert Klarheit und Augenmaß

Michael Engel im Gespräch mit Stephan Wilms, ISO-zertifizierter Sachverständiger für Holz- und Bautenschutz

Der von der Stadt Mönchengladbach beauftragte Wärmebedarfsplan (WBP), erstellt durch die NEW, wurde in der Presse bereits als Meilenstein gefeiert: Als erste Stadt mit einem solchen Plan wolle Mönchengladbach mutig in Richtung Klimaneutralität voranschreiten. Doch ein genauerer Blick offenbart Zweifel – nicht nur bei betroffenen Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch bei Fachleuten.

 

Im Gespräch mit dem ISO-zertifizierten Sachverständigen Stephan Wilms wurde eines deutlich: Der aktuelle Entwurf wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet. Besonders die fehlende Umsetzbarkeit, unklare Vorgaben und mögliche Konfliktpotenziale bereiten dem Experten Sorge.

Kritik am Wärmebedarfsplan: Unklar, teuer, konfliktträchtig

1. Fehlende Konzeptklarheit
Wilms kritisiert die mangelnde Transparenz im WBP: „Die Konzepte sind weder für Fachleute noch für Bürger nachvollziehbar formuliert. Es fehlt an konkreten Umsetzungsstrategien.“ Ein solches Papier dürfe keine technische Theorie bleiben, sondern müsse verständlich und praxisnah sein - gerade für die Menschen, die es am Ende betrifft.

2. Finanzielle Zumutbarkeit statt Wunschdenken
Ein zentrales Anliegen des Bausachverständigen: Die vorgeschlagenen Maßnahmen müssen realistisch finanzierbar sein. „Viele Hauseigentümer fragen sich zu Recht, wie sie das stemmen sollen“, so Wilms. Ohne echte Förderkulissen, nachvollziehbare Kosten-Nutzen-Abwägungen und gestufte Übergänge laufe der Plan Gefahr, an der Lebensrealität der Menschen vorbeizugehen.

3. Freiwilligkeit statt Zwang
Besonders kritisch sieht Wilms die Gefahr eines „Abschlusszwangs“ also der Pflicht, bestimmte Energieversorger zu nutzen oder Maßnahmen in vorgegebener Form umzusetzen. Er warnt vor ähnlichen Entwicklungen wie in Kempen, wo ein vergleichbarer Plan zu schweren Auseinandersetzungen führte. „Ein Wärmeplan darf keine Vorschrift sein, sondern eine Einladung zur Mitgestaltung“, so Wilms.

Forderung: Wärmewende mit Maß und Mitte

Stephan Wilms formuliert klare Anforderungen an die Stadt Mönchengladbach:

  • Klare, verständliche Konzepte, die Transparenz schaffen und Orientierung bieten.

  • Finanzielle Realisierbarkeit, die Eigentümer nicht überfordert, sondern mitnimmt.

  • Keine Zwangsmaßnahmen, sondern flexible, faire Lösungen mit echter Wahlfreiheit

Michael Engel: „Wir brauchen Lösungen, keine Spaltung“

Michael Engel, Oberbürgermeisterkandidat für Mönchengladbach, nimmt die Hinweise des Sachverständigen ernst. „Es reicht nicht, Vorreiter zu sein - wir müssen auch Verantwortung übernehmen für das Wie. Der Plan muss für die Menschen da sein, nicht gegen sie.“ Engel fordert eine offene Überarbeitung des Wärmebedarfsplans – mit transparenter Kommunikation, verbindlichen Beteiligungsformaten und sozialverträglicher Umsetzung.

„Wir wollen Klimaschutz mit den Menschen - nicht über ihre Köpfe hinweg“, so Engel weiter. Er betont, dass Modernisierung nur mit Vertrauen gelingen kann. „Dazu gehört, Ängste ernst zu nehmen, finanzielle Fragen ehrlich zu beantworten und jeden Zwang zu vermeiden.“

Fazit: Der Wärmebedarfsplan braucht ein Update

Der Weg zu einer klimafreundlichen Stadt ist wichtig - doch er muss realistisch, gerecht und gemeinschaftlich gestaltet werden. Der Dialog mit Sachverständigen wie Stephan Wilms zeigt: Die Richtung mag stimmen, aber der Plan braucht mehr Klarheit, Fairness und Bürgernähe. Nur dann wird aus einem technischen Dokument ein gemeinsamer Fortschritt.